Interview de Claude Meisch avec le Tageblatt

"Wichtig ist, dass es den ganzen Tag über Bewegung in der Schule gibt"

Interview: Claude Meisch (David Thinnes)

Tageblatt: Durch eine "question parlamentaire élargie" von Nancy Arendt vergangene Woche wurde das Thema Sport und Bewegung wieder neu aufgegriffen, Wie sehen Sie das Thema zurzeit?

Claude Meisch: Wichtig ist, dass es den ganzen Tag über Bewegung in der Schule gibt und nicht nur über isolierte Momente in der Woche. Das reicht nicht. Wenn wir eine Stunde hinzufügen und dann bei drei wären, hätten wir auch nur drei isolierte Momente in der Woche.

Tageblatt: Wie kann Bewegung zum Alltag werden?

Claude Meisch: Es muss genug Zeit für Pausen bleiben. Die Schulhöfe müssen Lust machen, sich zu bewegen, zu klettern und mit dem Ball zu spielen. Es muss ausreichend Platz vorhanden sein. Wir müssen analysieren: Wie ist der Tagesablauf der Kinder? Sie sitzen einen Großteil des Tages, auch in der "Maison relais". Hier besteht noch großes Potenzial.

Tageblatt: Sie haben sich mit dem COSL getroffen. Was wurde dort besprochen ?

Claude Meisch: Wir haben über eine Möglichkeit diskutiert, mit den "Maison relais" Ferien -Aktivitäten anzubieten. Auch in Zusammenarbeit mit den Vereinen können solche Möglichkeiten angeboten werden. Hier steckt noch ganz viel Potenzial. Darauf müssen wir uns konzentrieren. Man könnte sich auch vorstellen, dass Ferien -Kolonien eventuell durch unser Ministerium mitfinanziert werden. Auch in diesem Bereich könnte noch mehr gemacht werden.

Tageblatt: Wie bekommt man mehr Bewegung in die Schule?

Claude Meisch: Es gibt ein tolles Projekt im Bezirk Mersch mit dem Schwerpunkt "Wir sind eine bewegte Schule". Hier ist die Bewegung in den Tagesablauf der Schule integriert worden. Die Bewegung gehört zum festen Programm, zu jeder Stunde. Es gibt wissenschaftliche Erkenntnisse, die beweisen, dass Kinder und Jugendliche durch Bewegung aufmerksamer in der Schule werden. In Mersch werden zum Beispiel Verben in Kombination mit Tanzen gelernt.

Tageblatt: Dieses Projekt könnte als Vorbild für eine nationale Umsetzung herhalten?

Claude Meisch: Das hoffe ich. Ich will jetzt präziser zeigen, wie das Projekt in Mersch funktioniert. Es ist natürlich klar, dass solch ein Projekt von jedem - Schülern, Eltern und Lehrern - getragen werden muss. So bleibt der Unterrichtsstoff besser hängen als wenn die Kinder den ganzen Tag sitzen. Ich werde dieses Prinzip in einem Rundschreiben empfehlen. Aber es muss "vum Terrain gedroe ginn".

Tageblatt: Sie haben die dritte Sportstunde bereits erwähnt: Wie realistisch ist es überhaupt, dass diese Forderung, die seit vielen Jahren besteht, einmal umgesetzt wird?

Claude Meisch: Ich denke, es ist besser, die Ideen, die ich bislang erwähnt habe, zu vertiefen, als den Weg einer dritten Sportstunde zu gehen. Hier gab es in den letzten Jahren keine Lösung und ich denke auch nicht, dass es in den kommenden Jahren eine Lösung gibt.

Tageblatt: Hat der Sport keine Lobby, keinen Stellenwert in Luxemburg?

Claude Meisch: Das denke ich nicht. Aber es ist noch viel zu tun. Viele Leute betrieben Sport. Aber es gibt das Phänomen, dass die Jugendlichen sich nicht mehr bewegen und dann vor dem Fernseher liegen, Chips essen und sich einen Bauch anzüchten. Das wird eine Katastrophe für das Gesundheitssystem und auch für den Einzelnen. Die Volkskrankheiten, die sonst nur ältere Leute haben, sind nun immer häufiger auch bei jungen Kindern und Jugendlichen zu sehen. Es ist eine gesellschaftliche Herausforderung. Die Schule und die Betreuungseinrichtungen sind gefordert. Jeder soll maximal Lust auf Sport gemacht bekommen.

Tageblatt: Fehlt der politische Wille?

Claude Meisch: Nein. Ich war lange in einer Gemeinde aktiv. Sport ist eine Basis in einer Gemeinde. Wenn die Gemeinden ihrer Bevölkerung etwas Gutes tun, müssen sie aktive Politik in diesem Bereich machen. In der Flüchtlingskrise hat man schnell gesehen, dass der Sport einen wichtigen Beitrag leisten kann. Ich sage nicht, dass alles ok ist, aber ich bin der Meinung, dass die Entscheider die Wichtigkeit erkannt haben.

Dernière mise à jour