Interview mit Claude Meisch (Luxemburger Wort - Michèle Gantenbein)

Drei Fragen an Claude Meisch

Interview : Luxemburger Wort (Michèle Gantenbein)

Luxemburger Wort : Herr Meisch, die Schülerleistungen, besonders im Bereich Mathematik, haben sich in Luxemburg über die Jahre verschlechtert. In den anderen Bereichen stagnieren wir. Was machen wir falsch?

Claude Meisch : Unsere Situation ist nicht mit der anderer Länder vergleichbar. Die Studie zeigt, dass es besonders die Kinder aus sozial benachteiligten Familien und mit Migrationshintergrund sind, die riskieren, leistungsschwach zu enden. In Luxemburg ist der Anteil dieser Kinder höher als in anderen Ländern. Es ist also statistisch unmöglich, gut in der Studie abzuschneiden, und nicht erstaunlich, dass wir im Mittelfeld landen.

Luxemburger Wort : Wie wollen Sie gegensteuern?

Claude Meisch : Wir müssen bei der Frühförderung ansetzen. In Kürze wird der Gesetzentwurf über die Qualitätskriterien in der Kinderbetreuung im Parlament verabschiedet. Mit der später folgenden kostenlosen multilingualen Kinderbetreuung wollen wir besonders all jene Kinder fördern, die zu Hause nicht genügend gefördert werden, um zu verhindern, dass sie beim Schuleintritt bereits einen erheblichen Rückstand aufweisen. Darüber hinaus müssen wir unser Bildungssystem breiter aufstellen.

Die Schule muss sich den Schülern anpassen und nicht umgekehrt. Wir brauchen einerseits spezifische Förderprogramme für leistungsschwache Schüler, andererseits aber auch eine größere Vielfalt an Schulmodellen, die den unterschiedlichen Bedürfnissen der heterogenen Schülerschaft Rechnung tragen.

Luxemburger Wort : Wir wissen seit Jahren um die Probleme, dennoch hat sich das Bildungssystem kaum verändert. Warum dauert es so lange, bis sich etwas bewegt?

Claude Meisch : Reformen, frühere und auch die, die wir jetzt auf den Weg bringen, wirken nicht sofort. Die Dinge verändern sich, aber wir werden den Impakt erst in ein paar Jahren messen können.  

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